Nachgefragt über Lisa

Warum ist Lisa eine Künstlerin?

 

Sie ist offen – bereit, fernab von Strukturen und üblichen Pfaden zu verstehen, aufzunehmen was auf sie einwirkt, andere Sichtweisen zuzulassen, manchmal vielleicht bewusst den Blickwinkel so zu verschieben, dass aus der Betrachtung etwas Neues entsteht.

 

So wie ich sie verstehe, entsteht so ihre Inspiration, das Leben kreativ (und meist auch plastisch) zu verarbeiten. Das sind Eigenschaften, die andere auch in sich tragen – werden sie vielleicht einwenden – was also macht aus Lisa eine Künstlerin?

 

Liegt es daran, dass sie - ganz selfmade-woman – oft mit Hammer in der einen und Heissleimpistole in der anderen Hand anzutreffen ist, um mal wieder einen widerspenstigen Gegenstand oder Apparat Mores zu lehren? Oder liegt es daran, dass sie Dinge mit allen Sinnen zu „begreifen“ versucht, um ihnen die verstecktesten Geheimnisse abzutrotzen?

 

Ich denke, das Geheimnis liegt vor allem darin, dass sie sich gar nicht als Künstlerin versteht und nicht versucht „Kunst“ entstehen zu lassen. Ich denke es ist die Leidenschaft, mit welcher sich Lisa einem Interesse verschreiben kann. Mit alles verzehrender Neugier kann sie sich dem widmen – sei dies ein totgeweihter Schrottplatz, seien dies historische Gussöfen, fantastische Unterwasserwelten oder bezaubernde Kindergeschichten. Lisa findet durch diese ihr eigene Leidenschaft und diese interessengetränkte Neugier die Schönheit in den Dingen, die Essenzen, die dem oberflächlichen Betrachter entgangen wäre. Und was mit Fug‘ und Recht als Kunst bezeichnet werden darf, ist ihre Fähigkeit, dies dem Betrachter durch ihre Schöpfungen zu erschliessen.

 

Bern, Februar 2012

Hans Isler, Bern